Gestalttherapie
Was ist eigentlich Gestalttherapie? - Diese Frage kann auch sehr erfahrene GestalttherapeutInnen in Verlegenheit bringen." (Reinhard Fuhr)
Diese Aussage eines renommierten Therapeuten weist ein bisschen auf die Problematik hin, Gestalttherapie in verständliche Worte zu fassen. Hier dennoch ein Versuch:
Die Gestalttherapie ist ein anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren, dem ein ganzheitliches Welt- und Menschenbild zugrunde liegt. In der therapeutischen Arbeit werden alle Ebenen des Menschen und seines Erlebens miteinbezogen; d.h. die Gefühle, das Denken, der Körper und die spirituelle Ebene. Der Begriff "Gestalt" kann auch als "Ganzheit" verstanden werden: was im Laufe eines Lebens an Erlebten verdrängt, zerbrochen oder zersplittert werden musste, soll wieder zu einem "Ganzen" werden. In der Therapie sprechen wir von der Wiederherstellung des "Selbst".
Während sich das traditionelle medizinische Krankheitsmodell eher an "gesund" oder "krank" und festgelegten Normen wie "richtig" oder "falsch" orientiert, gilt es in dem gestalttherapeutischen Modell die vorhandenen Potentiale und Möglichkeiten des Menschen gemeinsam zu entdecken. Damit werden bestehende Ressourcen gestärkt und vorhandene Selbsthilfekräfte entwickelt. Frederick S. Perls, der Begründer der Gestalttherapie, drückte dies mit den Worten aus, "dass Lernen Entdecken ist." Die Würdigung des Klienten in seinem Erleben und Erzählen steht dabei im Vordergrund.
Eine zentrale Bedeutung hat die therapeutischen Beziehung, d.h. die Beziehung zwischen Klient und Therapeut. Wir Menschen sind in Beziehungen verletzt oder gekränkt worden, wir können in Beziehungen auch heil werden. Geprägt durch das dialogische Denken des jüdischen Philosophen Martin Buber, der mit seiner Aussage, "Der Mensch wird am Du zum Ich" zum Ausdruck bringt, dass jeder Mensch vom Anfang seines Lebens immer auf andere Menschen bezogen lebt. Weiter sagt Buber, dass "die Krankheiten der Seele Krankheiten der Beziehung" sind. In dieser dialogischen Haltung „Ich und Du“ versuche ich in der Therapie als Person sichtbar und transparent zu sein, ein erlebbares Gegenüber. „Einfach sein zu dürfen“, nicht gewertet zu werden, echtes Interesse zu erleben und nicht am Haben oder Tun gemessen zu werden, schafft einen geschützten Raum, in dem das Innerste angesprochen wird und heilende Erfahrungen geschehen können.